In Ihrer Familie geht es oft rund, weil der Nachwuchs Auseinandersetzungen mit Ihnen förmlich zu suchen scheint? Dann geht es bei Ihnen genauso rund wie bei vielen anderen Familien mit Jugendlichen. Streit ist an sich nichts Schlechtes, auch wenn wir ihn als stressig und anstrengend empfinden. Die Art und Weise des Streits ist entscheidend, wie er von uns wahrgenommen wird. So sind konstruktiv geführte verbale Auseinandersetzungen wichtig für jede Beziehung – auch für die zwischen Eltern und (jugendlichen) Kindern. Absolutes No-Go sind natürlich Streits, die verbal oder gar körperlich eskalieren. Doch woran können Sie eigentlich erkennen, ob Ihr Streitniveau Zuhause im grünen Bereich ist und wie können Sie schon frühzeitig die Grundlage für eine gute Streitkultur mit Ihrem Nachwuchs legen?
Hormone und die erste Liebe: Teenager durchleben schwierige Phasen
Behalten Sie bei allen Querelen stets im Kopf, dass ein Teenager in der Pubertät häufig selbst nicht so recht weiß, wie ihm geschieht. Der Körper verändert sich und der Schritt raus aus den Kinderschuhen hin zum Erwachsenwerden ist alles andere als einfach. Zudem spielen die Hormone bei Teenager gerne mal verrückt, was durchaus Grund für das ein oder andere rebellische Verhalten sein kann. Wenn dann die erste große Liebe ins Leben des Teenies rückt, überfordert dies nicht nur den Teenager selbst, sondern gerne auch die Eltern. Ist der erste Freund oder die erste Freundin wirklich der oder die Richtige für mein Kind? Diese Frage stellen sich Eltern in dieser Situation häufig.
So sehr Sie sich diese Frage auch in Ihrer Besorgtheit stellen, die Antwort darauf kann nur der Teenager selbst geben – oder selbst erfahren. Streitereien über den ersten Partner des Jugendlichen führen in der Regel zu einer „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ beim Nachwuchs. Entsprechende Konflikte sind daher meist weniger produktiv und führen am gewünschten Ziel der Eltern vorbei. Dabei sind Auseinandersetzungen mit den Eltern generell wichtig für Kinder und Jugendliche.
Warum Konflikte und Streits für Teenager wichtig sind
Vor allem in der Zeit der Pubertät und zum Erwachsenwerden brauchen Teenager ihre Eltern als Gegenüber bei Streitereien. Nur von Ihnen als Eltern kann der Nachwuchs letztlich eine konstruktive Streitkultur lernen. Zudem lernen vor allem junge Menschen durch Streits, ihre Interessen und Meinungen zu vertreten und durchzusetzen. Sie können hierdurch ihre eigene Position und Meinung entwickeln und sich von der der Eltern abgrenzen. Dies alles braucht eine gewisse Übung, damit Ihr Kind am Ende selbstständig und konfliktfähig werden kann. Das ideale Übungsfeld dafür ist die eigene Familie, denn diese bietet dem Nachwuchs schließlich einen geschützten Rahmen, in dem keine Sorge vor Zurückweisung herrschen sollte. Dies ist auch einer der Gründe, warum es bei Teenagern gerne Zuhause besonders häufig kracht, der Nachwuchs in der Freundesgruppe oder in der Schule hingegen eher weniger den Konfrontationskurs fährt.
So paradox es auch klingt, Streitereien Zuhause können ein Indiz dafür sein, dass in Ihrer Familie alles in Ordnung ist, da sich der Nachwuchs sicher genug fühlt, um zu testen, ob er oder sie auch bei einer gegensätzlichen Meinung von den Eltern noch als liebenswert betrachtet wird. Konflikte Zuhause sind also Ausdruck eines gesunden Familienklimas, denn Konflikte lassen sich nicht vermeiden und sind Teil des Zusammenlebens.
Dagegen ist es deutlich problematischer, wenn der Teenager Zuhause gehorcht, alles hinnimmt und dafür in der Schule oder im Freundeskreis zu verbaler oder körperlicher Gewalt neigt. Dieses Verhalten deutet fast immer auf ein ungesundes Familiensystem hin. So anstrengend es auch sein kann, sollten Sie also beruhigt sein, dass Ihr Nachwuchs Auseinandersetzungen mit Ihnen sucht. Da dies für den Nachwuchs ein wichtiges Lernfeld bedeutet, sollten Sie Konflikten nicht immer aus dem Weg gehen und in Sachen Streit ein „Sparringspartner“ für den Nachwuchs bleiben. Als Hilfestellung hierfür können Streitregeln dienen.
Gemeinsam Streitregeln aufstellen
Kommunikation zwischen Menschen kann für alle Beteiligten nur dann produktiv verlaufen, wenn sich alle an Regeln halten. Auch bei Streitereien ist dies nicht anders. Damit ein Streit nicht übermäßig eskaliert, ist es sinnvoll, Streitregeln aufzustellen.
Typische Regeln im Streitfall können lauten:
- Wir schreien uns nicht an
- Wir lassen uns ausreden
- Keine Beleidigungen
- Keine Pauschalisierungen („immer“, „nie“)
- Keine körperliche Gewalt
Natürlich werden diese Regeln in einer ruhigen Minute aufgestellt und nicht, wenn es bereits zu einem Streit gekommen ist. Allerdings ist es wichtig, an die gemeinsam bestimmten Regeln während eines Streits zu erinnern. Dies gelingt am besten, wenn sie auf einem Blatt Papier notiert und aufgehängt wurden. Wenn es dann Zoff gibt, können beide Seiten auf die Regeln verweisen.
Was Psychologen zum richtigen Streitverhalten raten
Pädagogen und Psychologen empfehlen einige Grundregeln, die es beim Streiten mit dem Nachwuchs zu beachten gilt.
Fazit
Streitereien können – und sollen – in den besten Familien vorkommen – erst recht, wenn es um Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Teenagern geht. Wichtig ist es, dass Teenager von ihren Eltern eine konstruktive Streitkultur lernen. So sollen Konflikte möglichst sachlich und ohne verbale oder körperliche Gewalt ablaufen. Um dies einzuhalten, sind Streitregeln sinnvoll, die von allen Familienmitgliedern gemeinsam festgelegt und akzeptiert werden. Und wenn es doch mal heftiger krachen sollte: Eine ernstgemeinte und aufrichtige Entschuldigung für ein böses Wort hat noch niemanden geschadet.
Quellen:
Hinterlasse einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar schreiben zu können.